Werde nicht müde, Gutes zu tun

Werde nicht müde, Gutes zu tun

Ein Reflexion der Motivation unserer guten Werke.

7 min. ·

In meinem Kopf dröhnte der Gedanke: „Das ist so unfair! Ich wollte ja nur das Beste für die anderen machen – und jetzt behandeln sie mich auf diese Weise!“ Ich hatte den Eindruck, als ob meine Bemühungen und mein Einsatz überhaupt nicht geschätzt und anerkannt würden, und meine negativen Gedanken und Gefühle machten mich völlig mutlos. „Weshalb gebe ich mir überhaupt noch Mühe – niemand nimmt Notiz davon, dass ich mich so sehr einsetze!“ Doch dann kam mir ein Vers aus dem Galaterbrief in den Sinn: „Lasst uns aber Gutes tun und nicht müde werden; denn zu seiner Zeit werden wir auch ernten, wenn wir nicht nachlassen.“ Galater 6,9.

In diesem Vers stehen einige kräftige Ermahnungen, und ich begann, über meine Beweggründe und meine jetzige Verfassung nachzudenken. Zuerst werde ich dazu ermahnt,  „Gutes tun und nicht müde zu werden…,“. Alles in mir – meine Gedanken, meine Gefühle und sogar mein Körper – möchten entmutigt und müde sein, weil meine Bemühungen, die anderen zu segnen, ihnen Gutes zu tun und für sie zu beten, von ihnen überhaupt nicht beachtet werden. Was bedeutet das nun für mich? Aber der zweite Teil des Verses enthält eine große Hoffnung, „…denn zu seiner Zeit werden wir auch ernten,….“ Ich begann zu verstehen, dass es notwendig ist Geduld zu haben!

Die kleinen Keime

Ich erinnerte mich an die Zeit, als ich versuchte, Küchenkräuter zu ziehen.  Ich war unermüdlich damit beschäftigt, die kleinen Blumentöpfe zu begießen, obwohl nur die schwarze Erde zu sehen war und nichts geschah. Aber dann, nach einer Woche, sah ich die ersten kleinen Keime. Die Sprossen entwickelten sich zu zarten grünen Pflänzchen, und sie wuchsen und wuchsen, bis sie ein wundervolles Aroma verströmten. Wenn etwas wachsen soll, muss zuerst im Verborgenen etwas geschehen. Wir können es nicht sehen und sind uns vielleicht auch nicht bewusst, was alles dort im Verborgenen geschieht – wir müssen einfach Geduld haben, bis die kleine Keime durchbrechen.

Der dritte Teil des Verses sagt uns, wie es weitergehen soll: „…, wenn wir nicht nachlassen.“ In anderen Übersetzungen steht auch: „wenn wir nicht müde werden“, oder „nicht aufgeben“. Wenn ich nachlasse, oder es aufgebe, für jemanden zu beten, wenn ich damit aufhöre, ihn zu segnen oder wenn ich die Erde und später die Pflänzchen nicht mehr begieße, kann es ein schlechtes Ende nehmen. Das Wachstum einer Saat zu einer Pflanze ist ein sehr heikler und empfindsamer Prozess. Die kleinsten Störungen wie z.B. Mangel an Wasser oder Sonnenlicht können die kleinen Keime töten. Es ist notwendig für mich fleißig und unermüdlich darin zu sein die mutlosen Gedanken auszurotten – und ich will das gute Werk, das Gott mir aufgetragen hat getreulich weiterführen.

Was ist meine Motivation?

Um nicht müde zu werden und den Mut zu verlieren, ist es erforderlich immer wieder die eigene Motivation zu hinterfragen, ob diese an der richtigen Stelle sind. Aus welchem Grund diene ich den Menschen und weshalb segne ich sie? Tue ich es, weil ich im Gegenzug Wertschätzung, Liebe und Dankbarkeit von ihnen erwarte? Oder weil ich Gottes Willen tun möchte – gleichgültig, was ich dafür von den Menschen erhalte?

In Johannes 5,44 steht geschrieben: „Wie könnt ihr glauben, die ihr Ehre voneinander annehmt, und die Ehre, die von dem alleinigen Gott ist, sucht ihr nicht?“ 

Wenn ich darauf aus bin, dass die Menschen mich schätzen, werde ich niemals zufriedengestellt werden. Schließlich haben auch die Menschen um mich herum eine menschliche Natur, genau wie ich. Das bedeutet, dass wir nicht immer unsere Dankbarkeit ausdrücken, und nicht immer bemerken, wenn sich jemand Mühe gibt, uns etwas Gutes zu tun. Wir sehen nicht, wieviel Arbeit „hinter den Kulissen“ geschieht. Das heißt nicht, dass die anderen unfreundlich oder undankbar sind, aber sie können nur „einen Teil des Bildes“ sehen. Wenn mein Glück davon abhängig ist, wie sich die anderen verhalten, werde ich immer enttäuscht werden.

Es gibt aber eine andere Motivation für mein Handeln, die ich haben kann oder für die ich beten kann: dass ich nur Gott allein wohlgefällig sein will. Wenn das meine Herzenseinstellung ist, kann ich still und ruhig meinem Gott dienen, auch wenn meine Arbeit kritisiert oder nicht bemerkt wird. Ich bin dankbar, dass ich Gott dienen kann – und das ist mir Lohn genug. Es liegt nicht in der Natur eines Menschen, damit zufrieden zu sein, nur Gottes Ehre zu suchen. Jeder Mensch liebt es, von anderen Menschen Wertschätzung und Anerkennung zu bekommen. Deshalb ist es unerlässlich dafür zu kämpfen und zu beten, dass ich Gott alleine dienen und nur seine Ehre suchen kann. Gott wird mich mächtig darin stärken, denn er schätzt es mehr als alles andere, wenn ich willig bin, ihm von ganzem Herzen zu dienen, ohne Anerkennung von den Menschen zu suchen.

Gott gibt das Wachstum

Auf mich wirkte es entmutigend, weil ich keine „Resultate“ meiner Arbeit sehen konnte. Die Keime blieben tief in der Erde verborgen, und ich hatte das Gefühl, dass es eine Ewigkeit dauert, bis sie zum Vorschein kamen. Dann kam mir ein anderer Bibelvers in den Sinn, 1. Korinther 3,7: „So ist nun weder der pflanzt noch der begießt etwas, sondern Gott, der das Gedeihen gibt.“ 

Ich muss darauf vertrauen, dass Gott alles sieht und hört. Und es ist wichtig, dass ich von Herzen damit beschäftigt bin, Gottes Werke voranzutreiben, und nicht meine eigenen. Er weiß genau, was die Menschen benötigen – er weiß es viel besser als ich.  Er kann die kleinen Saatkörner im Erdreich sehen, die mir verborgen sind. Deshalb kann ich mit aufrichtigem Herzen zu Ihm beten, und ich kann meinen Mitmenschen nach bestem Wissen und Verständnis dienen. Aber ich muss die ganze Situation vollständig in seine Hand legen und das Wachstum ihm überlassen. Ich muss in meinem Sinn täglich daran arbeiten, alle Ehre Gott zu geben, sonst kann er meine Arbeit nicht gebrauchen und sie trägt keine Frucht.

Diese ganze Situation hat ein tieferes Verlangen in mir geweckt, vor Gottes Angesicht zu stehen und ihm allein zu dienen – ganz ohne Forderungen und Fragen. Ich habe viele Menschen gesehen, die genau das getan haben, und sie sind dadurch glücklich und zufrieden geworden. Dieses Glück und diese Zufriedenheit hätten Sie nicht gefunden, wenn Sie immer noch von der Anerkennung anderer Menschen abhängig wären. Sie sind also Vorbilder für mich, denen ich nachfolgen kann, denn ich möchte auch ein so glückliches Leben bekommen, unabhängig von meiner Situation, meinen Verhältnissen, den Menschen um mich herum oder meinen Gefühlen. Ich kann immer glücklich sein, ohne je einen „schlechten Tag“ zu haben. Das ist vollkommen möglich, wenn ich nur in meinem Leben die richtigen Prioritäten setze!

Die Schriftstelle sind aus der Lutherbibel, revidiert 2017, sofern nicht anders angegeben. Copyright © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart. Mit Genehmigung verwendet. Alle Rechte vorbehalten.