Warum sagte Jesus: „Gehe hin und sündige hinfort nicht mehr!“, wenn das unmöglich ist?
Ist es wirklich unmöglich, nicht mehr zu sündigen?
In Joh.8,11 befiehlt Jesus einer Frau, die des Ehebruchs überführt worden war: „Gehe hin und sündige hinfort nicht mehr!“ Warum sollte er das sagen, wenn es unmöglich wäre, nicht mehr zu sündigen?
Viele verschiedene Erklärungen, die mehr oder weniger lächerlich wirken, sind dazu abgegeben worden. Einige behaupten, Jesus meinte das so wie Eltern, die ihrem Kind sagen, es solle aufhören, Fingernägel zu kauen. Sie hoffen zwar, dass das Kind aufhört, erwarten aber nicht, dass dies von heute auf morgen geschieht. Andere sind der Meinung, dass Jesus ironisch gewesen sei, als er zu dieser Frau sagte: Gehe hin und sündige hinfort nicht mehr, weil er die Pharisäer bloßstellen wollte. Es scheint, jeder hat für diese Verse eine Erklärung parat, eine komplizierter und abwegiger als die andere. Beinahe niemand traut sich, die Verse auf folgende Weise zu betrachten: Was – wenn Jesus wirklich meinte, was er sagte?
Was bedeutet „nicht mehr zu sündigen“?
Was – wenn „gehe und sündige hinfort nicht mehr“ tatsächlich ein Befehl ist, sich auf den Weg zu machen und aufzuhören, in der Sünde zu leben? Trotzdem schreibt Johannes, dass wir Lügner sind, wenn wir sagen, dass wir keine Sünde haben. (1.Joh.1,8).
Die Verse in Jak.1,14-15 geben eine gute Beschreibung von der Sünde, die wir alle haben: „Sondern ein jeglicher wird versucht, wenn er von seiner eigenen Lust gereizt und gelockt wird. Danach, wenn die Lust empfangen hat, gebiert sie die Sünde; die Sünde aber, wenn sie vollendet ist, gebiert den Tod.“
Sünde in unserem Leib zu haben bedeutet nicht zwangsläufig, dass wir diesen Versuchungen nachgegeben müssen.
Die Sünde wohnt in uns allen. Es sind unsere eigenen Lüste, die uns verlocken und versuchen. Das meint also Johannes damit, wenn er davon schreibt, Sünde zu haben. Aber Sünde in unserem Leib zu haben bedeutet nicht zwangsläufig, dass wir diesen Versuchungen nachgeben müssen. Nur wenn die Lust empfängt, haben wir gesündigt. Mit anderen Worten habe ich also nur dann gesündigt, wenn ich den Gedanken, also den aufkommenden Versuchungen, zustimme.
Wenn Jesus sagt: „Gehe hin und sündige hinfort nicht mehr“, dann erwartet er nicht, dass die Frau ihre sündige Natur am Ausgang zurücklässt, und nie wieder versucht wird. Er sagt ihr vielmehr, dass sie zu der Sünde, die in ihr wohnt, „nein“ sagen soll, und dass die Lüste nicht mehr empfangen dürfen; es muss also Schluss damit sein, dass die Versuchung zur Sünde wird.
Und gibt er nicht uns allen denselben Befehl?
Die Kraft des Kreuzes
Sagt Jesus nicht selber: „Wer mir folgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich täglich und folge mir nach.“ (Luk.9,23) Was sollte er sonst meinen, als dass wir die Gedanken und Lüste verleugnen sollen, die uns versuchen und verleiten wollen, und dass wir unser Kreuz auf uns nehmen sollen, um diese Gedanken in den Tod zu geben, bevor sie zur Sünde werden? Auf diese Weise folgen wir Jesu Vorbild, der wie wir versucht worden ist, doch ohne zu sündigen. (Hebr.4,15)
Unser Kreuz auf uns nehmen – das ist der Schlüssel. Wenn wir das tun – nie diese Lüste zur Sünde werden lassen – dann folgen wir Jesus, so wie er es befohlen hat. Dann erfüllen wir das Gebot: „Gehe hin und sündige hinfort nicht mehr!“
„Denn wo ihr nach dem Fleisch lebet, so werdet ihr sterben müssen; wo ihr aber durch den Geist des Fleisches Geschäfte tötet, so werdet ihr leben.“ (Röm.8,13)
„So tötet nun eure Glieder, die auf Erden sind, Hurerei, Unreinigkeit, schändliche Brunst, böse Lust und den Geist, welcher ist Abgötterei.“ (Kol.3,5)
„Welche aber Christus angehören, die haben ihr Fleisch samt den Lüsten und Begierden gekreuzigt.“ (Gal.5,24)
Wollen wir Christus angehören, dann ist es ist unmissverständlich klar, dass wir es exakt so tun müssen. „Wenn ihr mich liebt, dann haltet ihr meine Gebote.“ (Joh.14,15)
Ist es also möglich?
Versuchst du, in deinem Leben die Sünde zu überwinden, wirst du schnell feststellen, dass es leichter gesagt ist als getan. Trotz unserer guten Absichten fallen wir wieder und wieder.
„Ich sage aber: Wandelt im Geist, so werdet ihr die Lüste des Fleisches nicht vollbringen.“ (Gal.5,16) Der entscheidende Punkt ist, im Geist zu wandeln. Und im Geist zu wandeln bedeutet, dem Geist gehorsam zu sein. Wenn wir das tun, steht deutlich geschrieben, was geschehen wird. Wir werden die Lüste des Fleisches nicht vollbringen. Und wenn wir die Lüste des Fleisches nicht vollbringen – die Versuchungen zur Sünde – dann haben wir auch nicht gesündigt.
Im Geist zu wandeln bedeutet, dem Geist gehorsam zu sein.
Es ist leicht, mit einer Menge Erklärungen zu kommen, warum es unmöglich ist, „ sich auf den Weg zu machen und nicht mehr zu sündigen“. Vielleicht glaubst du, dass Jesus ja nur diese Frau angesprochen hat und nur deswegen den Ehebruch erwähnte. Oder du erklärst es damit, dass Jesus den Pharisäern eine Lektion erteilen wollte, und es eigentlich gar nicht so meinte. Oder du begründest es damit, dass er uns ermahnen wollte, einfach so lange unser Bestes zu versuchen, bis wir zwangsläufig wieder fallen.
Aber Tatsache ist, dass keine dieser Erklärungen zutrifft.
Er sagte einfach: „Gehe hin und sündige hinfort nicht mehr.“ Und ich jedenfalls bin davon überzeugt, dass Jesus meinte, was er sagte. Stell dir einen Augenblick lang vor, dass Jesus genau wusste, wie sich die Dinge entwickeln würden. Stell dir vor, er wusste, dass seine Worte aufgeschrieben, weitergegeben und unter den Gläubigen 2000 Jahre danach verkündigt werden würden.
Stell dir vor, er wählte die Worte: „Gehe hin und sündige hinfort nicht mehr“, weil es seine Absicht war, dass wir fortan nicht mehr sündigen sollten – nicht ein Mal, nicht ein einziges Mal. Und er meinte nicht nur diese Frau, gerade in dieser Situation, nein, er meinte uns alle. Alle, die an ihn glauben.
Die Bibel ist nicht geschrieben worden, um auseinandergenommen, untersucht, erklärt und interpretiert zu werden. Sie soll gelesen und befolgt werden. Was bedeutet das? Sie meint genau das, was sie sagt. Die Bibel ist das Wort Gottes. Gott hat seine Worte gottesfürchtigen Personen eingegeben. Dort gibt es nichts, was nicht dort stehen sollte. Gott wusste, was er tat. Ich vertraue ihm.
Und du?
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