Ist es überhaupt möglich, meine Gedanken rein zu bewahren?
Wie kann ich mein Gedankenleben rein bewahren, wo doch so viele Gedanken ungewollt kommen?
„Was denkst du gerade?“ Hat dich das schon mal jemand gefragt, als du gerade vor dich hin gestiert und alles um dich herum vergessen hast? Mir jedenfalls ist nicht immer danach, zu erzählen, was gerade so in meinen Gedanken vor sich geht. Oft bin ich sogar froh, dass dieser Bereich verborgen ist, und für niemanden sichtbar. Es gibt jedoch einen, der meine Gedanken lesen kann, der genau hinschaut und vor dem niemand etwas verstecken kann. Es ist Gott, mein Schöpfer. Er hat überall hin Zugang und ist sehr daran interessiert, was gerade in diesen verborgenen Bereichen vor sich geht.
Das Problem ist – ich kann nicht immer kontrollieren, welche Gedanken gerade auftauchen. Gefühle, Bilder und Worte blinken plötzlich ohne Vorwarnung auf, wobei die Gedanken gut oder schlecht, positiv oder negativ, konstruktiv oder destruktiv sein können. Manchmal bin ich überrascht oder sogar geschockt von dem, was da zum Vorschein kommt. Wo haben diese Gedanken ihren Ursprung? Was denkt Gott darüber? Wird er mich wegen dieser ungewollten Impulse richten?
Die menschliche Natur
Jeder Mensch dieser Erde ist mit einem „Fleisch“ geboren. Das ist die menschliche Natur, die verdorben wurde, nachdem die ersten Menschen, Adam und Eva, in Sünde gefallen waren. Diese beiden Menschen, die Krönung von Gottes vollkommenem Schöpfungswerk, gaben der Versuchung nach und ließen die Sünde und den daraus folgenden Fluch in ihr Leben hinein. Als Resultat davon wandten die Menschen sich davon ab, Gott zu dienen und zu lieben. Stattdessen lebten sie sich selbst. Als Mensch habe ich in der Tat diese Natur geerbt. Das heißt also, dass diese bitteren, unversöhnlichen, mutlosen oder schmutzigen Gedanken direkt aus meinem Fleisch kommen. Sie sind Teil meiner menschlichen Natur.
So unbehaglich diese Erkenntnis auch sein mag, so werden doch die meisten Menschen sie schließlich als einen Teil ihres Lebens akzeptieren. „Ich bin eben nur ein Mensch!“ Viele meinen, solange es nur bei dem Gedanken bleibt, ist es wohl nicht so schlimm – ich tue ja niemanden damit weh. Jesus jedoch machte sehr deutlich, dass das keineswegs der Fall ist: „Ihr habt gehört, dass gesagt ist: ‚Du sollst nicht ehebrechen´ . Ich aber sage euch: Wer eine Frau ansieht, sie zu begehren, der hat schon mit ihr die Ehe gebrochen in seinem Herzen.“ Matth. 5, 27+28. Anders gesagt – es ist bereits Sünde, diesen Gedanken nachzugeben, genauso wie einer konkreten Handlung – obwohl die Konsequenzen für die betroffenen Menschen nicht dieselben sind. Selbstverständlich gilt dies auch für andere Sünden wie z.B. Zorn, Kritik, Neid und Mutlosigkeit – ja, es gilt für jede Sünde, der ich in meinen Gedanken nachgebe!
Was ist mein eigentliches „Ich“?
All dies kann entmutigend erscheinen – wie kann ich überhaupt mein Gedankenleben rein bewahren, wenn doch so viele dieser Gedanken ohne mein Zutun auftauchen? Paulus gibt uns einen Hinweis, als er schreibt: „… in mir, das ist in meinem Fleisch, wohnt nichts Gutes … Denn das Gute, das ich will, tue ich nicht; aber das Böse, das ich nicht will, tue ich … So finde ich nun das Gesetz, dass mir, der ich das Gute tun will, das Böse anhängt.“(Röm. 7, 18-21). Dies zeigt uns, dass es einen Unterschied gibt zwischen mir (meinem Fleisch) und mir (meiner Gesinnung oder meinem Willen, Gott zu dienen). Dann kann man sich fragen: Was ist mein eigentliches „Ich“?
Es besteht ein Konflikt zwischen dem, was meine Gesinnung will, und dem, was mein Fleisch will. An dieser Stelle muss ich mir selbst eine Reihe Fragen stellen, und sie ehrlich beantworten. Zum Beispiel: Warum sollte denn mein Fleisch mit seiner innewohnenden Sünde immer der Sieger sein? Wem soll ich glauben – Gott oder meinem Fleisch? Ist die Macht der Sünde stärker als Gottes Kraft? Was sagt Gottes Wort darüber?
Wenn ich in der Bibel lese, finde ich tatsächlich heraus, dass dort nie die Rede von Niederlagen ist, außer sie sind durch meine eigene Schwachheit oder Mangel an Glauben verursacht worden. Die Bibel macht sehr deutlich, dass diese Niederlagen Ausnahmen von der Regel sein sollten. Das normale Leben eines Christen ist das eines Überwinders – in Gedanken, Worten und Werken! Wie aber komme ich zum Überwinden in meinem Gedankenleben?
Ein Kampf und ein Vorbild
In Jakobus 1, 14-16 lese ich, dass meine eigenen Lüste (die Lüste des Fleisches) die Ursache dafür sind, dass ich versucht werde. Eine Versuchung findet statt, wenn sich die Lust in meinem Fleisch meldet, normalerweise in Form eines Gedanken oder eines Gefühls. Doch die Lust muss erst empfangen, um die Sünde zu gebären. Empfängnis findet statt, wenn meine Gesinnung dem Fleisch zustimmt. Die zwei „Ichs“ vereinen sich und der Gedanke, der als ein ungewollter Impuls – als eine Versuchung – anfing, wird zur Sünde, oft gefolgt von Worten und Taten.
Dennoch ist die ganze Bibel eine Aufforderung zum Handeln: Es gilt, dem Feind zu widerstehen und der ist im Neuen Testament beschrieben als die Sünde, die in meinem Fleisch wohnt. Versucht zu werden ist nicht dasselbe, wie Sünde zu begehen, aber damit es nicht zur Sünde kommt, muss ich den Kampf gegen die Lüste aufnehmen, die durch die Gedanken sichtbar werden.
Es kann total unmöglich aussehen, aber als Jesus zu seinem himmlischen Vater zurückkehrte, versprach er uns, seinen Geist, den Helfer, zu senden. Mit Hilfe und Leitung des Heiligen Geistes erhalten wir die Kraft, nicht nur die Versuchung zu erdulden, sondern auch den Feind vollständig zu besiegen. Das ist der Kampf des Glaubens. Solange ich kämpfe, habe ich nicht gesündigt! So sieht das Leben eines Überwinders aus! Das heißt auch, dass ich mich auf diese Weise rein bewahren kann, und es gibt keine Verdammnis für diese ungewollten Gedanken.
Doch wie kann ich wissen, ob das überhaupt möglich ist? Es steht geschrieben, dass Jesus ein Mensch war wie ich, und dass er auf allen Gebieten genauso wie ich versucht wurde, aber dass er nie eine Sünde begangen hat – kein einziges Mal! Die Konsequenz daraus ist, dass es auch für mich möglich sein muss. Ich kann zu ihm gehen und in der Zeit der Not Hilfe bekommen. (Hebr. 4, 15+16). Die Zeit der Not ist die Zeit während der Versuchung – bevor ich gefallen bin! Die Hilfe liegt in Gottes Wort und in dem Heiligen Geist, der meinen Willen stärkt, um in dem Kampf auszuhalten.
Eine neue Kreatur
Dieser Kampf hat großartige Resultate. Bin ich treu darin, der Sünde zu widerstehen, die in der Versuchung zum Vorschein kommt, so stirbt sie in mir. (Kol. 3, 3-5). Meine verdorbene menschliche Natur wird Stück für Stück durch ein neues Wesen ersetzt. Die negativen, destruktiven Gedanken und Impulse verlieren mehr und mehr ihre Macht und positive, konstruktive und hoffnungsvolle Gedanken und Reaktionen treten an ihre Stelle. Das ist Gottes Werk, das er in mir ausführt, während ich hier auf der Erde lebe!
Die Schriftstelle sind aus der Lutherbibel, revidiert 2017, sofern nicht anders angegeben. Copyright © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart. Mit Genehmigung verwendet. Alle Rechte vorbehalten.