Eine Verwandlung vor meinen Augen
Ich weiß, dass die Botschaft von Sieg über Sünde wahr ist, denn ich habe es bei meiner Mutter gesehen.
Ich bin das siebte Kind einer 12 köpfigen Familie. Als wir heranwuchsen, ging es in unserem Haus immer laut und turbulent zu. Wir waren eine offenherzige und sehr lebendige Kinderschar, nicht besonders folgsam und auch nicht gerade einfach zu „handhaben“. Doch trotz all dieser Betriebsamkeit, konnten wir im Laufe der Zeit spüren, dass im Leben meiner Mutter etwas vor sich ging. In ihr fand eine greifbare und deutliche Veränderung statt.
Meine Mutter hatte von Natur aus eine „kurze Lunte“. Obwohl sie versuchte, die beste Mutter zu sein – und das war sie in der Tat – stieß sie häufig an die Grenzen ihrer Geduld aufgrund der Natur, die sie, wie jeder andere auch, durch den Sündenfall geerbt hatte (Römer 7,21). Sie war schnell zornig, ärgerlich und frustriert.
Eine neue Perspektive
Doch nach einiger Zeit bemerkten wir, dass Dinge, die sie früher überfordert und frustriert hatten, nicht mehr diesen Effekt auf sie hatten. Sie beklagte sich nicht mehr darüber, dass dies und jenes nicht in Ordnung sei und wir hatten auch nicht mehr das Gefühl, dass ihr alles zu viel war. Vor kurzem bekam ich bei einem Gespräch mit ihr den Aufschluss über diese Veränderung, die wir registriert hatten.
„Dies ist der Tag, den der Herr macht; lasst uns freuen und fröhlich an ihm sein.“ (Psalm 118,24).
Meine Mutter erzählte mir, dass sie sich einfach dazu entschlossen hatte, an diesen Vers zu glauben, und dass dieser für sie zu einem sicheren Felsen geworden sei – zu einem Rettungsanker. Ganz egal, was der Tag bringen würde – diesen Vers würde sie ständig wiederholen und sich in Erinnerung rufen: „Dies ist der Tag, den der Herr macht; lasst uns freuen und fröhlich an ihm sein.“ Das bedeutete auch, selbst wenn die Dinge nicht nach ihrer Vorstellung liefen, dass sie trotzdem daran glaubte, dass der heutige Tag, der Tag war, den der Herr gemacht hatte, und dass all diese Situationen von Gott für sie handverlesen waren. Und in diesem Licht entdeckte sie auch die Sünde in ihrer menschlichen Natur, die sie eben darin begrenzte, immer eine geduldige, milde und liebevolle Mutter zu sein – die sie ja eigentlich zu sein wünschte. Aber ab dem Augenblick, wo sie in der Lage war, diese Begrenzungen wahrzunehmen, konnte sie auch etwas dagegen tun, und in Gottes Wort fand sie das entsprechende Werkzeug dafür, es umzusetzen. Sie lernte, es so zu nehmen, wie Jakobus es beschreibt: „Meine lieben Brüder, erachtet es für lauter Freude, wenn ihr in mancherlei Anfechtungen fallt, und wisst, dass euer Glaube, wenn er bewährt ist, Geduld wirkt. Die Geduld aber soll ihr Werk tun bis ans Ende, damit ihr vollkommen seid und kein Mangel an euch sei.“ (Jakobus 1,2-4).
Meine Mutter lernte, sich in den Verhältnissen, gerade so wie sie eben waren, zu freuen. Es war eine unglaubliche Entwicklung. Sie verstand nun, dass ihre eigenen Forderungen und ihr Eigenwille in den Situationen sterben mussten, wenn sie an den Früchten des Geistes Teil bekommen wollte. Wenn also nun etwas geschah, das gegen ihren eigenen Willen ging, konnte sie sich in dieser Situation freuen – denn nun hatte sie die Gelegenheit, Gottes Willen zu tun anstatt ihren eigenen. Das bedeutet, sich selbst zu verleugnen und nicht den natürlichen, menschlichen Reaktionen nachzugeben. Das Resultat war, dass sie von der Sünde befreit wurde. Es war nicht mehr die Sünde in ihrem Fleisch, welche ihre Reaktionen bestimmte, sondern es war Gott, der sie durch sein Wort und den Heiligen Geist zu leiten vermochte.
An das Werk Gottes glauben
Nach einer gewissen Zeit, nachdem dieser Verwandlungsprozess begonnen hatte – so erzählte meine Mutter – hatte sie das Gefühl, dass sie bis dahin keinerlei Fortschritte darin gemacht hatte, ihren Ärger zu überwinden. Aber dann erinnerte sie sich an Gottes Verheißung, „…dass, der in euch angefangen hat das gute Werk, der wird’s auch vollführen bis an den Tag Jesu Christi.“ (Philipper 1,6). Gott hatte versprochen, dass er das Werk, welches er in ihr angefangen hat, vollführen würde, und sie wusste, dass der Tag kommen würde, an dem sie ihren schrecklichen Feind vollkommen überwunden haben würde: den Zorn.
Das Ergebnis war, dass vor unseren Augen eine bemerkenswerte Verwandlung geschah. Ihr Missmut wurde in den Situationen durch Freude und Geduld ersetzt. Diese Veränderung machte sie zu einer besseren Mutter, und sie wurde viel glücklicher. Nichts konnte mehr schief gehen!
Zum Beispiel konnte sie früher sehr aufbrausend sein, wenn wir uns daneben benahmen, und sie hatte eine ziemlich scharfe Zunge. Mit der Zeit merkten wir jedoch, dass sie diese Neigung überwunden hatte. Sie hörte einfach damit auf, ärgerlich zu sein. Nun kennen wir sie als freundlich, sanft und geduldig. Wenn ich an meine Mutter denke, so wie wir sie heute erleben, kommt mir dieser Vers in den Sinn: „Eure Lindigkeit lasset kund sein allen Menschen.“ (Philipper 4,5).
Heute ist sie eine Frau, die Freundlichkeit und Güte, Geduld und Freude ausstrahlt. Diese himmlischen Tugenden strahlen nun aus ihrem Leben hervor und schaffen in ihren Mitmenschen ein großes Verlangen, am selben Leben teilhaftig zu werden.
„Die Frucht aber des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube, Sanftmut, Keuschheit…“ (Galater 5,22-23).
Diese Veränderung, die ich als Heranwachsender bei meiner Mutter erlebte, war etwas vollkommen Göttliches. Darüber besteht für mich kein Zweifel. Es spornt mich dazu an, selbst ein solches Verwandlungsleben zu führen, damit auch mein Leben auf die anderen diesen Effekt haben kann – dieselbe Einladung, die das Leben meiner Mutter auf mich gehabt hat.
Herzlichen Dank, liebe Mutter, für das Vorbild, das du für mich gewesen bist! Deine Kinder stehen in alle Ewigkeit in deiner Schuld, denn du hast uns gezeigt, dass ein Leben in Verwandlung voll und ganz möglich und erstrebenswert ist!
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